Weiße Schmetterlinge – kein Schwarz-Weiß-Denken bei den Weißlingen
Die meisten weißen Schmetterlinge, die wir sehen, gehören zur Familie der Weißlinge (Pieridae). Auch wenn sie nur vorbeiflattern, Weißlinge sind selbst im Stadtgarten immer noch regelmäßige Besucher.
Zur Familie der Weißlinge zählen keineswegs nur die bekannten Kohlweißlinge. Von den etwa 1000 Arten der Gattung Piridae sind bei uns in Mitteleuropa immerhin 20 unterwegs. Auch bunte Falter wie der Zitronenfalter oder der Aurorafalter zählen zur Familie der weißen Schmetterlinge.
In diesem Beitrag schauen wir uns die häufigsten Weißlingsarten in Deutschland genauer an.

Ist das ein Kohlweißling? 6 weiße Schmetterlinge im Artenporträt:
Großer Kohlweißling
Pieris brassicae

Der Große Kohlweißling kommt bei uns bei weitem nicht mehr so häufig wie früher vor. Trotzdem finden wir ihn sowohl auf Feldern und Wiesen als auch in unseren Gärten. Wer im Gemüsebeet den namensgebenden Kohl anbaut, hat gute Chancen, dort irgendwann die Raupen dieses Schmetterlings zu entdecken.
Die Weibchen des Großen Kohlweißlings legen ihre Eier in kleinen Gruppen auf den Kohl oder andere Futterpflanzen der Nachkommen. Schlüpfen die Raupen, halten sie sich meistens auf den äußeren Kohl-Blättern auf. Dort sind sie leicht zu beobachten.
Steckbrief: Großer Kohlweißling
- Größe: 50 – 65 Millimeter
- Merkmale: Auffällige schwarze Flügelspitzen, Weibchen haben zusätzlich zwei große schwarze Punkte auf den Flügeln
- Raupe: Bunt gefärbt. Grüngelb mit schwarzen Punkten
- Generationen: Drei Generationen
- Flugzeit: April bis August
- Raupen-Futterpflanze: Kohl, Raps und andere Kreuzblütler

Kulturfolger mit spezialisierten Parasiten
Der Große Kohlweißling kommt bei uns jedes Jahr in drei Faltergenerationen vor. Mit jeder dieser Generationen steigt die Anzahl der umherflatternden Schmetterlinge. Mehrere Parasiten haben sich auf die eiweißreichen Raupen spezialisiert. So zum Beispiel die Kohlweißlings-Schlupfwespe (Cortesia glomerata), die vor allem die Herbstgeneration stark befällt.
Ursprünglich lebte der Große Kohlweißling wohl vor allem an der Küste, wo er sich auf Pflanzen wie Meerkohl oder Meersenf fortpflanzte. Als Kulturfolger eroberte er die gesamte Landfläche.
Kleiner Kohlweißling
Pieris rapae

Der Kleine Kohlweißling ist einer der häufigsten Weißlinge in Deutschland. Sehen wir einen weißen Schmetterling herumflattern, handelt es sich meistens um diese Art. Im Vergleich zum Großen Kohlweißling ist die schwarze Zeichnung an den Spitzen der Flügel eher dezent.
Auch der Kleine Kohlweißling hat eine Schwäche für Gemüsepflanzen wie Kohl oder Raps. Im Gegensatz zum großen Fetter fressen sich seine Raupen aber tief in die Kohlköpfe hinein. Dadurch hat der Kleine Kohlweißling als Ernteschädling eine deutlich größere Bedeutung.
Steckbrief: Kleiner Kohlweißling
- Größe: Zwischen 40 – 50 Millimeter
- Merkmale: Dezenter schwarzer Fleck an den Vorderflügeln, Weibchen mit zwei Punkten, Männchen in der Regel mit einem Punkt
- Raupe: Grünlich mit gelber Rückenlinie
- Generationen: Bei uns meist vier Generationen
- Flugzeit: April bis November
- Raupen-Futterpflanze: Kohl, Raps, Hederich und andere Kreuzblütler

Weltenbummler und Ernteschädling
Als blinder Passagier in Gemüsekisten hat der Kleine Kohlweißling große Teile der Welt erobert. Man findet ihn mittlerweile auch in Amerika. Australien und Neuseeland – überall dort, wo seine Futterpflanzen angebaut werden. Die Landwirte bekämpfen ihn auf verschiedene Weise, zum Beispiel mit dem Bakterium Bacillus thuringiensis.
Der Lebenszyklus des Kleinen Kohlweißlings ist schnell. Vier Generationen von Faltern können bei uns im Jahr fliegen. Bis zur Verpuppung brauchen die Raupen unter günstigen Voraussetzungen nur zwei Wochen.
Grünader-Weißling
Pieris napi

Der Grünader-Weißling trägt auch den Namen Rapsweißling. Damit tut man diesem Schmetterling allerdings Unrecht, denn er tummelt sich nur selten auf Kulturpflanzen wie dem namensgebenden Raps.
Stattdessen kann man ihn in Wäldern, auf feuchten Wiesen oder Brachflächen entdecken. Dort findet er auch seine natürlichen Raupenfutterpflanzen wie Knoblauchsrauke oder Wiesenschaumkraut.
Steckbrief: Grünader-Weißling
- Größe: Zwischen 50 und 60 Millimetern
- Merkmale: Graugrüne Schuppenstreifen auf der Unterseite der Flügel, sonst ähnlich dem kleinen Kohlweißling
- Raupe: Grünlich mit gelben Seitenflecken
- Flugzeit: April bis September
- Generationen: Zwei bis drei Generationen
- Raupen-Futterpflanze: Knoblauchsrauke, Wiesenschaumkraut, Ackersenf

Die grünen Adern helfen bei der Bestimmung
Von oben ist der Grünader-Weißling nur schwer zu bestimmen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, muss sich die Adern auf den Unterflügeln anschauen. Diese sind beim Grünader-Weißling mit grünlichen Schuppen umrandet.
Das Weibchen des Grünader-Weißlings legt seine Eier an schattige Stellen, die bevorzugt tief in der Vegetation liegen. Durch ihre hervorragende Tarnfarbe sind die Raupen nur schwer zu entdecken.
Baum-Weißling
Aporia crataegi

Früher war der Baum-Weißling als häufiger Schädling auf Obstbäumen verschrien. Heute geht sein Bestand flächendeckend zurück, auch wenn er immer noch als ungefährdet gilt.
Man findet den weißen Schmetterling auf Streuobstwiesen oder in halboffenen Landschaften und an Waldrändern. Der Baumweißling kann gut anhand der scharf gezeichneten, schwarzen Adern auf den Flügeln von den anderen Weißlingen unterschieden werden.
Steckbrief: Baum-Weißling
- Größe: Zwischen 50 und 70 Millimetern
- Merkmale: Netz aus scharf gezeichneten schwarzen Adern auf Ober- und Unterseite der Flügel
- Raupe: Gräulich braun, stark behaart
- Flugzeit: Mai bis Juli
- Generationen: Eine Generation
- Raupen-Futterpflanze: Eingriffeliger Weißdorn, Schlehe, Apfelbäume etc.

Nur eine Faltergeneration pro Jahr
Im Gegensatz zu den anderen Weißlingen fliegt der Baumweißling nur in einer Faltergeneration. Die Falterweibchen legen etwa 60 – 120 Eier zusammen an die Futterpflanze der Raupen.
Die Raupen verweben die Blätter der Pflanze gemeinsam zu einem Gespinst. in diesem Gespinst überwintern sie mit ihren Geschwistern, bevor sie sich im darauffolgenden Jahr verpuppen und zur neuen Generation der Baum-Weißlinge werden.
Aurorafalter
Anthocharis cardamines

Der Aurorafalter (Anthocharis cardamines) ist von Frühling bis Frühsommer unterwegs.
Besonders auffällig sind die orangen Flecken auf den Flügeln der Männchen. Die männlichen Schmetterlinge gehören zu den auffälligsten Weißlingen. Die Weibchen sind dagegen eher schlicht gekleidet.
Zitronenfalter
Gonepteryx rhamni

Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) besticht durch die zitronengelbe Farbe der Männchen.
Mit zwölf Monaten Lebenszeit ist er der heimische Tagfalter mit der längsten Lebenszeit. Auch an warmen Wintertagen können die gelben Weißlinge aktiv werden und herumflattern.
Weitere einheimische Weißlinge
- Reseda-Weißling
- Tintenfleck-Weißling
- Hufeisenkleegelbling
- Senfweißling
- Postillon
- Karstweißling
- Bergweißling
- Hochmoorgelbling
- Regensburger Gelbling

Nicht jeder weiße Schmetterling ist ein Weißling
Nicht jeder weiße Schmetterling gehört automatisch zur Familie der Weißlinge. Bei etwa 3700 einheimischen Schmetterlingsarten gibt es eine Vielzahl an Faltern, die farblich ungefähr zur Familie passen könnten – gerade unter den kleinen Schmetterlingen und Nachtfaltern. Diese unterscheiden sich aber meisten in Flug und Aussehen sehr stark von den gängigen Weißlingsarten. Wenn du also einen weißen Schmetterling sieht, bist du in aller Regel bei den Weißlingen an der richtigen Adresse.
Eine Übersicht über viele weitere häufige Schmetterlingsarten findest du hier: Einheimische Schmetterlinge bestimmen – 18 häufige Falterarten im Überblick

Bedrohter Weißling – der Regensburger Gelbling steht kurz vor dem Aussterben
Auch vor der Familie der Weißlinge macht das Insektensterben keinen Halt. Selbst häufige Arten wie der Große Kohlweißling werden zunehmend seltener.
Die wohl seltenste Weißlingsart in Europa ist der Regensburger Gelbling, auch als Orangeroter Heufalter bekannt. Im namensgebenden Regensburg ist dieser Schmetterling allerdings schon lange nicht mehr unterwegs. Seit 2001 ist er in ganz Deutschland ausgestorben und kommt nur noch in einigen Restpopulationen in Rumänien, der Slowakei und Polen vor.
Als Grund für das Aussterben gilt der Verlust von geeigneten Lebensräumen. Besonders empfindlich ist der Regensburger Gelbling, weil er auf eine einzige Futterpflanze für seine Raupen, den Regensburger Zwergginster, angewiesen ist. Diese Zwergginster-Art verschwand jedoch mit der Aufgabe der extensiven Kuhbeweidung aus seinem Lebensraum.
Kohlweißlinge als Ernteschädlinge – ökologische Bekämpfung
Vor allem die Kohlweißlinge haben als Ernteschädlinge in Landwirtschaft und Garten ein angeschlagenes Image.
Wer die Raupen in seinem Gemüsebeet ökologisch bekämpfen möchte, hat folgende Möglichkeiten:
1. Das Absammeln der Raupen und Eier kann bei geringer Beetgröße schon genügen. Gerade dem Großen Kohlweißling kann man so zuvor kommen. Zum Absammeln sollte man die Blätter der Gemüsepflanzen jeweils von oben und unten genau anschauen.
2. Eine naturnahe Gartengestaltung bietet vielen natürlichen Feinden der Kohlweißlinge einen Lebensraum. Diese Fressfeinde beugen einer Massenvermehrung vor und beschützen so das Gemüse.
3. Mithilfe von Netzen können die Futterpflanzen vor den Kohlweißlingen geschützt werden. Die Maschenbreite sollte nicht mehr als zwei Millimeter betragen.

4. Gegen den Kohlweißling können gezielt Schlupfwespen oder auch Mittel mit dem Bakterium Bacillus thuringiensis eingesetzt werden. Als natürliche Parasiten befallen diese die Raupen der Schmetterlinge.
Quellen:
- https://www.natur-in-nrw.de/HTML/Tiere/Insekten/Schmetterlinge/Pieridae/TSP-10.html
- Heiko Bellmann: Der Kosmos-Schmetterlingsführer, 2016.