Naturnaher Garten – in 5 kleinen Schritten zum eigenen Naturparadies

Der Naturgarten auf der BUGA

Inhalt des Artikels

Naturoase vor der Haustür: darum solltest du einen naturnahen Garten anlegen

Zwitschernde Vögel, flatternde Schmetterlinge oder eine kunterbunte Blumenwiese – mit einer naturnahen Gestaltung erweckst du deinen Garten aus dem Dornröschenschlaf. Das Leben erwacht mit seiner ganzen Vielfalt und bald hast du unzählige tierische Besucher vor deiner Haustür. Manche sind nur auf der Durchreise und nutzen den Garten als Erholungsort. Andere, auch bedrohte Arten, bilden zusammen mit Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen eine wilde Garten-WG. Ein naturnaher Garten ist ein Ort des Miteinanders.

Ich möchte dir in diesem Beitrag fünf einfach umzusetzende Tipps geben, mit denen du der Natur in deinem Garten helfen kannst. Dafür musst du nicht gleich alles Bestehende über den Haufen werfen. Es sind die kleinen Schritte, mit denen die Veränderung beginnt und oft sind sie der Anfang einer lebensverändernden Reise.

Löwenzahn mit Zitronenfalter

Schritt 1: Neue Blickwinkel – öffne dein Herz für die Schönheit des Lebens

Im konventionellen Garten führen wir einen stetigen Kampf gegen die Natur. Ob Löwenzahn oder Distel, der Griff zum Unkrautstecher ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. Auch im naturnahen Garten wird gejätet und geschnippelt, was das Zeug hält – aber wir gehen nicht mehr blindwütig jedem wilden Pflänzchen an den Kragen. Die halbaufgebrauchte Packung von Opas Unkrautvernichter wird gleich zu Beginn der Gartentransformation feierlich entsorgt.

Wenn du einen naturnahen Garten gestalten möchtest, solltest du dich von klassischen Feindbildern lösen. Dann kannst du auch die Schönheit eines Löwenzahns auf dem Rasen wertschätzen und seinen Mehrwert als Nektar- und Pollenspender für viele Insekten. Vielleicht wird er in Zukunft sogar regelmäßig leckerer Bestandteil eines Wildkräutersalates? Zudem sind die umhertanzenden Schirmchen der Pusteblumen für jedes Kind ein geradezu magisches Naturerlebnis.

Der erste Schritt zum naturnahen Garten findet im Kopf statt. Wir müssen lernen, Natur zuzulassen. Dann entdecken wir Schönheit, wo wir vorher nur Unkraut gesehen haben. Natürlich kannst du deinen Garten trotzdem pflegen und gestalten. Aber die Natur wird vom Gegner zum Verbündeten.

Ein natürlich gestalteter Garten

Schritt 2: Setze auf einheimische Pflanzen

Kirschlorbeer, Forsythie oder Lavendel – in vielen Nachbarschaften scheint es, als ob das Gartencenter nur diese drei Möglichkeiten zur Auswahl hat. Im Gegensatz zur Gartenabteilung im Baumarkt bietet die einheimische Natur aber tatsächlich ein gigantisches Repertoire an wahren Kleinoden für den naturnahen Garten.

Ob Hecke, Staudenbeet oder Balkonkübel – für jeden Standort und Verwendungszweck gibt es auch einheimische Alternativen. Vielleicht findest du sogar eine auf heimische Arten spezialisierte Gärtnerei in deiner Nähe?

Falls nicht, kannst du dir in Online-Shops einheimische Pflanzen und regionales Saatgut bequem nach Hause liefern lassen. Der Mehraufwand lohnt sich, den selbst die im Baumarkt angebotenen bienenfreundlichen Stauden enthalten oft giftige Pestizidrückstände.

rote Lichtnelke

Warum einheimische Pflanzen besonders wertvoll sind

An heimischen Pflanzen finden Wildbiene, Schmetterling und Zikade nicht nur einen reich gedeckten Tisch – sie brauchen diese Gewächse auch als Kinderstube. Viele unserer Insekten sind auf wenige oder sogar einzelne heimische Pflanzenarten spezialisiert. Sie können sich nur auf diesen spezifischen Arten fortpflanzen.

Ein Schmetterlingsflieder lockt zwar viele Arten in den Garten, zu bieten hat den flatterhaften Besuchern jedoch wenig. Setzen wir dagegen auf einen Schwarzdorn (Schlehe), bieten wir 70 Schmetterlingsarten einen Ort für ihr Techtelmechtel. Auch Vögel freuen sich über diese heimische Alternative. Im dornenbesetzten Schwarzdorn-Gestrüpp sind ihre Nester vor der jagdfreudigen Nachbarskatze weitgehend geschützt. Außerdem sind Beeren ein vorzüglicher Schmaus, um über den Winter zu kommen.

Einheimische Sträucher

  • Schlehe / Schwarzdorn
  • Eingriffeliger Weißdorn
  • Besenginster
  • Rote Heckenkirsche
  • Kornelkirsche
  • Gewöhnlicher Schneeball

Einheimische Stauden / Wildblumen

  • Schwarze Königskerze
  • Echtes Mädesüß
  • Blutweiderich
  • Pfirsischblättrige Glockenblume
  • Wilde Malve
  • Rote Lichtnelke
  • Türkenbundlilie
  • Wiesensalbei
  • Margerite
  • Maiglöckchen

singende Kohlmeise

Schritt 3: Rasenfläche wird zur Widlblumenwiese

Vielen Gärten sehen mit ihrem Rasen wie ein perfekt gepflegter Golfplatz aus Klar, kurz geschnitten und in saftigem Grün erstrahlend, lädt er zum Fußballspielen und in der Sonne fläzen ein. Dieser Freuden sollten auch jedem gegönnt sein. Allerdings solltest du dich fragen, ob du wirklich die gesamte Rasenfläche brauchst. Vielfach sind, spätestens wenn die Kinder das Haus verlassen lagen, große Teile ungenutzt. Da springt bestimmt der ein oder andere Quadratmeter raus, um deinem naturnahen Garten mit einer kunterbunten Wildblumenwiese die Krönung aufzusetzen. Die bietet nicht nur Lebensraum für viele Tiere, sie kommt auch viel besser mit den zunehmend heißeren Sommern zurecht.

In der einfachsten Variante klappt die Wildblumenwiese schon, in dem du seltener zum Rasenmäher greifst und die Natur einfach machen lässt. Löwenzahn, Rotklee und Gänseblümchen besprenkeln den grünen Teppich bald mit kleinen Farbtupfern. Idealerweise mähst du die neue Wiese zwei bis dreimal im Jahr – am besten immer nur in Teilstücken.

Du kannst aber auch darüber nachdenken, der Vielfalt in der Wiese etwas nachzuhelfen. Denn mit dem viel gedüngten Boden gibt es ein Problem. Hier wachsen hauptsächlich Gräser. Aus der gewünschten Blumenvielfalt wird schnell ein wogendes grünes Meer. Viele heimische Blütenpflanzen bevorzugen einen möglichst nährstoffarmen Boden. Wenn dein Boden sehr nährstoffreich ist, kannst du zum Beispiel Sand unter die Erde mischen.

Jetzt kannst du auch eine Wildblumenmischung aussäen. Hole dir deine Wildblumensamen am besten nicht im Baumarkt, sondern suche nach eine regionalen Saatgutmischung im Fachhandel, die keine gebietsfremden Arten enthält.

Scheckenfalter auf einer Blumenwiese

Schritt 4: Gestaltungselemente für den naturnahen Garten

Du glaubst ein Naturgarten bietet wenig Gestaltungsspielraum? Falsch gedacht! Auch einen Naturgarten kannst du nach Lust und Laune gestalten. Dabei hast du aber nicht nur dein eigenes Wohl, sondern auch das der tierischen Mitbewohner im Auge. Ist ja auch viel schöner, den Garten in Gesellschaft zu genießen!

Je mehr Struktur du deinem Garten gibst, desto mehr Vielfalt zieht ein. Du kannst eine  verwunschenen Zauberwelt schaffen, in der es unter jedem Blatt etwas zu entdecken gibt.

Trockenmauer & Steinhaufen

Wohnungsnot bestimmt nicht nur das Leben vieler Menschen. Auch Tiere suchen in der aufgeräumten Gartenlandschaft oft verzweifelt nach einem geeigneten Unterschlupf. Die gute Nachricht – in deinem Naturgarten kannst du zum Baumeister werden und den Wohnungsmangel beheben. Je nachdem, wie viel Zeit und Aufwand du haben möchtest, wäre zum Beispiel ein Steinhaufen eine ideale Wohnburg für Eidechsen. In den Hohlräumen lässt es sich prima verstecken und morgens laden sonnenwarme Steinplatten zum Energietanken ein.

Eine Nummer größer ist die unverfugte Trockenmauer. Mit ihr kannst du zum Beispiel eine Terrasse abgrenzen, Beete einfassen oder einen kleinen Pfad umranden.

Steinhaufen im naturnahen Garten

Totholzhaufen und Benjeshecke

Viele Insekten, aber auch Mikroorganismen und Pilze lieben Totholz. Du kannst ihnen ein holzreiches Festmahl servieren. Zum Beispiel, indem du einen Totholzhaufen aufschichtest. Vielleicht überlegst du auch, ob der abgestorbene Baumstamm wirklich entfernt werden muss. Es könnte sich ja im nächsten Jahr die blauschwarze Holzbiene dort eine Höhle bauen.

Auch eine kleine Garten-Benjeshecke ist ein tolles Gestaltungselement. Dafür schichtest du zwischen Holzstäben abgeschnittene Zweige auf. Die Benjeshecke dient vielen Tieren als Versteckmöglichkeit und ist eine tolle Barrikade gegen unliebsame Nachbarn.

Naturteich oder Wasserstelle

In einem echten Naturgarten darf das Element Wasser nicht fehlen. Ob als Tränke für die Gartenvögel oder als Teich für Amphibien – am Wasser tobt das Leben. Es muss gar kein großer Gartenteich sein. Vögel lieben es, in kleinen Wasserschalen zu baden. Hier ist es wichtig, das Wasser täglich zu wechseln, damit sich keine Krankheiten über die Wasserstelle ausbreiten.

Bei größeren Teichen solltest du bei der Bepflanzung wieder auf einheimische Arten achten. Goldfische haben in einem Naturteich natürlich nichts zu suchen. Sie würden viele bedrohte Teichbewohner einfach auffressen. Der Gartenteich wird aber trotzdem nicht langweilig, denn schon nach kurzer Zeit ziehen ganz von selbst Libellen, Wasserläufer und vielleicht sogar Molche ein. Plane immer einen geeigneten Ausstieg ein, damit auch kleine Tiere nicht im Wasser ertrinken.

Wenn in deiner Gegend Kalikokrebse vorkommen, solltest du dir außerdem über entsprechende Schutzmaßnahmen Gedanken machen. Wie du deinen Gartenteich krebssicher machst, findest du in unserem Artikel Kalikokrebs – Invasion der Scherentiere

Schritt 5: Der perfekte Plan für deinen Naturgarten

Möchtest du deinen Garten vollständig in einen Naturgarten verwandeln oder du nur einige naturfreundliche Elemente einbinden? Manchmal ist es am Anfang sinnvoll, sich mit kleinen Aktionen an das neue Gartenfeeling heranzutasten.

Streife durch deinen Garten und mache dir Notizen. Wo haben Steinhaufen und Totholzstapel Platz? Welches Beet könnte Besucher mit einheimischen Stauden verzaubern? Wo können Sträucher Platz finden? Welcher Teil von deiner Rasenfläche kann weniger gemäht werden? Stück für Stück erschaffst du so aus kleinen Mosaiken ein wahres Naturparadies.

Wenn du aufs Ganze gehen willst, kannst du deinen Garten auch von Grund auf als Naturgarten planen. Als Anfänger erfordert eine solche Umplanung jedoch viel Wissen. Überlege dir dafür fachlichen Beistand zu holen. Aber Achtung, die Mitarbeiter im Gartencenter haben in den meisten Fällen auch noch keinen echten Naturgarten gebaut. Nimm dir also die Zeit, die einen echten Naturgarten-Experten zu suchen.

Naturnaher Garten Eingang

Ist ein naturnaher Garten pflegeleicht?

Ein naturnaher Garten ist nie so aufgeräumt, wie ein konventioneller Garten. Wir verabschiedenden uns vom tief verwurzelten Ordnungszwang. Wir lassen der Natur selbst Raum zu Gestaltung. Wöchentliches Rasenmähen und Unkrautzupfen fallen dadurch natürlich weg. Auch sind viele der einheimischen Pflanzen deutlich härter im Nehmen. Wir müssen in heißen Sommern also nicht ständig mit der Gießkanne herumlaufen. Das spart natürlich Zeit.

Dennoch braucht auch ein Naturgarten viel Pflege. Damit dein Garten auch ein Garten bleibt und keine undurchdringliche Wildnis wird, musst du die Grenzen vorgeben. Von der Wildblumenwiese, zum Staudenbeet bis zum Naturteich. Sie alle brauchen viel Aufmerksamkeit, um langfristig zu bestehen. Wie viel Aufwand du betreiben möchtest, hängt mit deinen Zielen zusammen. In einen Naturgarten kannst du ebenso viel Gestaltungsaufwand einbringen, wie in einen konventionellen Garten. Oder du arrangierst dich mit der natürlichen Unordnung, legst dich in die Hängematte und lässt einfach die Füße baumeln.

Auf unserer Naturgartenseite findest du weitere Inspiration zur naturnahen Gestaltung von Gärten.

Du hast Fragen, Kritik oder Ergänzungen zum Artikel? Schreibe uns gerne unter info@naturstudium.de

Autor: Florian Fetzer

Autor: Florian Fetzer

Seit meiner Kindheit bin ich begeisterter Naturliebhaber. Angetan haben es mir insbesondere die Schmetterlinge, aber auch sonst fasziniert mich die Vielfalt des Lebens in Feld, Wald und Wiese. Aktuell arbeite ich hauptberuflich im Online-Marketing und als Texter. Naturstudium.de ist mein Hobbyprojekt. :)

Entdecke weitere spannende Beiträge: