Taubenschwänzchen – entdecke den Kolibri-Schmetterling

Taubenschwänzchen an Blüte

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Taubenschwänzchen: ein hungriger Luftakrobat

Wie ein Kolibri saust das Taubenschwänzchen im Schwirrflug von Blüte zu Blüte. Dabei hat es vor allem eine Mission: genügend Nektar finden. Den braucht der flatterhafte Schmetterling, denn bei 70 bis 90 Flügelschlägen pro Sekunde benötigt er Unmengen an Energie. Um genauer zu sein, nimmt das Taubenschwänzchen jeden Tag das anderthalbfache seines Körpergewichts an Nektar zu sich. Bei einem Körpergewicht von 0,3 Gramm pro Tag sind das 0,5 Gramm Nektar.

Mehr spannende Fakten über den kleinen Falter findest du in diesem Wissensbeitrag.

Wie viele Blüten besucht das Taubenschwänzchen am Tag?

Um seinen Nektarbedarf zu decken, muss der kleine Falter unzählige Blüten anfliegen. Ein Taubenschwänzchen mit der Vorliebe Fingerhut würde beispielsweise etwa 5000 Fingerhutblüten am Tag aufsuchen.

Sein langer Saugrüssel hilft dem flatterhaften Schmetterling, in den tiefen Kelch des Fingerhuts zu gelangen. Der Saugrüssel ist etwa 2,5 Zentimeter lang und in der Regel aufgerollt wie ein Feuerwehrschlauch. Wenn das Taubenschwänzchen sich eine Blüte ausgesucht hat, schwirrt es stehend wie ein kleiner Hubschrauber über der Nektarquelle. Dann rollt es seinen Saugrüssel aus und führt ihn zielsicher in die Blüte ein. Trotz des Aufwands schmaust der hungrige Falter an jeder Blüte immer nur kurz. So schafft es den Nektar von bis zu 100 Blüten in der Minute auszusaugen, wenn diese nah beieinander wachsen.

Ein Schwärmer für die Farbe Blau

Mit einem Strauß roter Rosen gewinnt man sicherlich nicht das Herz eines Taubenschwänzchens. Der zu den Schwärmern gehörige Schmetterling hat nämlich eine besondere Farbvorliebe für Blüten: blau sollen sie sein. Diese Vorliebe zeigen zumindest die Falter in Laborversuchen. In der Natur sind die Kolibri-Schmetterlinge aber nicht so wählerisch. Das liegt auch daran, dass Macroglossum stellatarum, so sein wissenschaftlicher Name, ein sehr gutes Gedächtnis besitzt. Die Falter lernten in wissenschaftlichen Experiment nämlich aus Erfolg und Misserfolg und ließen sich von den Forschern überzeugen, auch von gelben Blüten zu naschen. Nachdem sie einmal leckeren Nektar in den gelben Blüten gekostet hatten, mussten sie nicht weiter überzeugt werden und flogen fortan auch weiterhin gelbe Blüten an. Sie hatten also aus ihren Erfahrungen gelernt. (Link zur Studie)

In der Natur besuchen die kleinen Schwärmer eine Vielzahl von Pflanzen. In unseren Gärten umschwirren sie zum Beispiel oft Geranien oder Schmetterlingsflieder. In der freien Wildbahn zählen unter anderem Natternkopf, Klee und Storchschnabel zu ihren Nektarpflanzen.

Immer auf Reisen – von Nordafrika bis Kasachstan

Das Taubenschwänzchen ist ein Weltreisender – zumindest was die alte Welt betrifft. Dabei legt es gewaltige Strecken zurück. Ein einzelne Exemplar kann 3000 Kilometer in weniger als 14 Tagen zurücklegen. Im Sommer besucht der kleine Schwärmer gerne Europa und stößt dabei bis nach Island in den Norden vor. In Deutschland findet man sie in großer Zahl von Ende Juni bis Anfang September. Im Winter ziehen sich die Kolibri-Falter zu einem großen Teil nach Süden zurück. Aufgrund des Klimawandels überwintern aber immer mehr von ihnen auch in Deutschland.

Sind Taubenschwänzchen selten in Deutschland?

Das Taubenschwänzchen ist in Deutschland nicht selten. Bei ausreichend Blütenpracht sieht man an warmen Sommertagen oft gleich mehrere Exemplare durch den Garten schwirren. Das liegt auch daran, dass der Kolibri-Schmetterling bei der Wahl seiner Umgebung ziemlich anspruchslos ist. Seine einzige Bedingung ist, dass ausreichend Blütenpflanzen mit leckerem Nektar zu finden sind.

Rückwärts einparken – für das Taubenschwänzchen kein Problem

Das Taubenschwänzchen ist so perfekt an seine Lebensweise angepasst, dass es sogar unter den Insekten ein besonderer Flugkünstler ist. Der kleine Falter kann nämlich rückwärts fliegen. Eine Eigenschaft, die ihm nur sehr wenige andere Insekten nachmachen können. Er benötigt diese Fähigkeit vor allem, um seine Trink-Position über einer Pflanze zu halten, wenn diese im Wind hin und herschwingt. Der Kolibri-Schmetterling ist aber nicht nur ein akrobatischer, sondern auch ein schneller Flieger. Im Schwirrflug kann er bis zu 80 km/h schnell werden.

Woher hat das Taubenschwänzchen seinen Namen?

Tauben sind landläufig nicht für besonders akrobatische Flugkünste bekannt. Woher hat das Taubenschwänzchen also seinen sprichwörtlichen Namen? Des Rätsels Lösung liegt in der From des Hinterleibs. Die Haarbüschel am Taubenschwänzchen-Hintern sollen nämlich Ähnlichkeiten mit den Schwanzfedern von Tauben haben.

Verführerisches Falter-Parfüm

Die Fortpflanzung der Falter findet an den Schlafplätzen statt. An sonnengewärmten Stein oder Erdwänden locken die Weibchen die Männchen mit betörenden Pheromonen an. Die Männchen fliegen ihrerseits die Steilwände auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen ab. Das Techtelmechtel findet im Sitzen statt und kann in Ausnahmefällen bis zu zwei Stunden dauern.

Nach der Paarung macht sich das Weibchen auf die Suche nach einem geeigneten Eiablageplatz. Meistens gegen Nachmittag sucht die Taubenschwänzchendame eine möglichst freistehende Futterpflanze für ihre Nachkommen. Vor der Eiablage wird der Eiablageplatz genau inspiziert. Das weibliche Taubenschwänzchen legt insgesamt bis zu 200 Eier. An jede Eiablagepflanze heftet sie genau ein Ei an noch nicht aufgeblühte Knospen. Die Eier des Taubenschwänzchens haben eine schimmernde hellgrüne Farbe.  Die Raupen schlüpfen nach sechs bis acht Tagen.

Labkraut – an diesen Pflanzen labt sich die Taubenschwänzchen-Raupe

Wie der erwachsene Falter ist auch die Schmetterlings-Raupe kein Kostverächter. Unter guten Bedingungen hat sie sich innerhalb von 20 Tagen so vollgefressen, dass sie sich verpuppen kann. Die Raupenfutterpflanzen des Taubenschwänzchens sind bei uns die Labkräuter, darunter vor allem Echtes-Labkraut, Wald-Labkraut, Wiesen-Labkraut und Kletten-Labkraut. In den südlichen und östlichen Verbreitungsgebieten werden dagegen Rötegewächse wie zum Beispiel die Färberröten oder das Weidenröschen bevorzugt.

Die Raupen des Kolibri-Schmetterlings sind in den meisten Fällen in unterschiedlichen Grüntönen gefärbt. Es finden sich aber auch braune, rotbraune und sogar grauviolette Tiere. Längs ihres Körpers besitzen die Raupen  zwei Längslinien. Eine gelbe Linie befindet sich unterhalb der braunen Stigmen, den Atemlöchern in der Körperoberfläche der Raupe. Oberhalb der Stigmen findet sich wiederum eine weiße Linie, die in ein dunkel gefärbtes Analhorn mündet.

Raupe des Taubenschwänzchens

Bild: A. M. Liosi, CC BY-SA 2.5 < via Wikimedia Commons

So lockst du das Taubenschwänzchen in deinen Garten

Wenn du das Taubenschwänzchen in deinen Garten locken möchtest, solltest du ihm ein reich gedecktes Blütenbuffet anbieten. Besonders wertvoll sind einheimische Nektarpflanzen. Hier finden nicht nur Taubenschwänzchen, sondern auch viele andere Schmetterlinge einen festlichen Schmaus. Bei Zuchtform von Gartenpflanzen solltest du darauf achten, keine Varianten mit gefüllten Blüten in deinen Garten zu setzen. Sonst fliegt das Taubenschwänzchen diese Blüten an, findet aber nicht den erwarteten energiereichen Nektar. So sind die Energiereserven des kleinen Falters schnell aufgebraucht, was sogar zum Tod des Schmetterlings führen kann.

Der kleine Falter braucht außerdem eine geeignete Kinderstube, um seine Eier abzulegen. Denke mal darüber nach, eine Ecke deiner Rasenfläche zu einer „wilden Wiese“ zu machen. Wenn du möchtest, kannst du an dieser Stelle auch gezielt das Labkraut, die Raupenfutterpflanze des Taubenschwänzchens, ansiedeln. Mit etwas Glück wirst du in den folgenden Jahren an dieser Stelle die Raupen des Taubenschwänzchen beobachten können. Eine Wildblumenwiese hilft außerdem noch vielen anderen tierischen Gartenbewohnern. Wie du deinen Garten in ein Naturparadies voller Leben verwandelst, erfährst du auf unserer Naturgarten-Seite.

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Autor: Florian Fetzer

Autor: Florian Fetzer

Seit meiner Kindheit bin ich begeisterter Naturliebhaber. Angetan haben es mir insbesondere die Schmetterlinge, aber auch sonst fasziniert mich die Vielfalt des Lebens in Feld, Wald und Wiese. Aktuell arbeite ich hauptberuflich im Online-Marketing und als Texter. Naturstudium.de ist mein Hobbyprojekt. :)

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